Superfood

Nach dem Motto „Was halten Sie von … ?„ werde ich hin und wieder zu exotischen Beeren oder teuren Ölen befragt. Manches mal hatte ich nie zuvor von diesen Spezereien gehört. In Kundenzeitungen oder Fachzeitschriften finde ich diese Spezialitäten dann als Superfood beworben. Superfood soll einen besonderen Gesundheitsnutzen haben. Sie sind besonders reich an Nährstoffen oder Schutzstoffen. Auch althergebrachtes wie Blaubeeren oder Brokkoli werden als Superfood angepriesen. Andere ebenso hochwertige, nährstoffreiche Lebensmittel werden aber aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht als Superfood bezeichnet und beworden.

Ich esse gerne Neues und Exotisches. Ein überraschendes und faszinierendes Geschmackserleben war für mich zum Beispiel der Genuss von Kumquats. Als Fruchtfan werde ich sicher noch die eine oder andere „Superfrucht“ probieren und genießen. Andere Superfoods verlocken mich weniger, z.B. die zur Zeit sehr populären Chiasamen. Generell verspricht alles was klein ist (Samen, Saaten, Nüsse, Hülsenfrüchte), ein Superfood zu sein. Mohn und Sesam enthalten zum Beispiel mehr Magenesium und Calcium als Chiasamen, haben aber zur Zeit eine schlechtere „Superfood-Lobby“.

Magnesium Calcium Eisen Zink Selen Vitamin B2
Mohn 333 mg 1460 mg 9,5 mg 8,1 mg o. A. o. A.
Sesam 347 mg 783 mg 10 mg o. A. o. A. 250 μg
Chiasamen 290 mg 500 mg 6,5 mg 5,0 mg
Leinsamen o. A. 198 mg 8,2 mg 5,5 mg o. A. 160 μg

Quelle: Souci-Fachmann-Kraut. 2000.

Als Superfood wird auch so manches Gemüse ausgelobt. Superfood-Forscher werden bei grünem Blattgemüse schnell fündig, da sich Pflanzen mit gesundheitsfördernden Bitterstoffen und Gerbstoffen vor Insektenfraß und Pilzbefall schützen. Besonders gut erforscht ist der Brokkoli. Nur deshalb wird er dem Laien immer wieder als Superfood präsentiert. Grünkohl, Rosenkohl und alle anderen Kohlsorten stehen dem Brokkoli gesundheitlich aber in nichts nach.

Bisher wurden über 30.000 sekundäre Pflanzenstoffe identifiziert. Für viele dieser Farbstoffe, Aromastoffe, Antioxidantien, und Bitterstoffe wird ein Gesundheitsnutzen postuliert. Letztendlich lassen sich die Forschungsergebnisse aber mit einem einfachen Satz zusammenfassen: Es lohnt sich, reichlich und vielfältig Gemüse und Obst zu verzehren.

Auch wenn zur Zeit keiner Werbung für Schnittlauch macht, könnten Kräuter hinsichtlich ihres hohen Nährstoffgehalts durchaus auch als Superfood bezeichnet werden. Wer sich in der Botanik auskennt, kann mit Wildgemüse experimentieren. Mein Nährwertlexikon nennt mir die Analysewert für die Blätter von Bärlauch, Breitwegerich, Franzosenkraut, große Brennnessel, Gartenmelde, Giersch, Große Klette, Gundermann, Guter Heinrich, echter Kümmel, Wilde Malve, Sauerampfer, Scharbockskraut, Spitzwegerich, weiße Taubnessel, Vogelmiere, Wiesenbocksbart und Wiesenknöterich. Diese Wildkräuter wachsen in großen Mengen in unseren Gärten und Wäldern und wurden früher ganz selbstverständlich verzehrt. Essbar sind oftmals auch die Blüten.

Superfood-Kampagnen können unsere Augen und Sinne für Neues, aber auch Traditionelles oder Vergessenes öffnen. In jeder Küche findet sich Superfood: Samen, Saaten, Nüsse, Hülsenfrüchte, Kräuter, Gewürze, Früchte, Gemüse. Versuchen Sie einmal ganz spielerisch in ihrer nächsten Mahlzeit mindestens 10 Zutaten unterzubringen. Um ein paar heimlich Superfoods werden sie gar nicht herumkommen.

Annette Schwager